Posted by Christina | Posted in Allgemein | Posted on 12-09-2015
Heute gibt es mal etwas, das nichts mit Büchern zu tun hat.
Vor etwa 20 Jahren, damals gab es noch keine DVDs und erst Recht keine BluRays, habe ich mir aus der örtlichen Bücherei den Film „Jenseits der Stille“ auf VHS-Kassette ausgeliehen. Kennt ihr das noch? Wenn nein, schaut mal hier.
(Mir fällt gerade auf, dass die VHS-Kassette und die Volkshochschule beide VHS sind. Unbeabsichtigt, aber lustig…)
Für all diejenigen, die nicht auf den Link klicken möchten, folgt hier die Inhaltsangabe: *trommelwirbel*
In ihrer Familie ist Lara die einzige, die hören und sprechen kann. Von klein auf unterhält sie sich mit ihren Eltern in Gebärdensprache und hilft als Übersetzerin. Durch ihr Interesse für die Musik distanziert sich ihr Vater immer mehr von Lara und findet erst durch einen Schicksalsschlag allmählich Verständnis für sie. (Quelle: http://cramer-loew.de)
Seit ich diesen Film das erste Mal gesehen habe, bin ich fasziniert von der Gebärdensprache. Sie ist wie eine Geheimsprache und nur einige Wenige sind ihrer mächtig. Immer, wenn ich irgendwo sehe, wie sich zwei oder mehr Menschen in Gebärdensprache unterhalten, kann ich nicht weggucken. Ich weiß, dass Anstarren unhöflich ist, aber ich versteh ja sowieso nichts. Dieses Spiel mit den Händen, die Mimik, die Gestik, der ganze Körper spricht. Wie kann man da wegschauen?
Und dann kam noch dazu, dass der Disney Channel die Serie „Switched at Birth“ ausstrahlte, die davon handelt, dass zwei Mädchen im Krankenhaus kurz nach der Geburt vertauscht werden. Hier der Link zur Wikipedia-Seite. In der Serie wird US-amerikanische Gebärdensprache gesprochen, die doch etwas von der deutschen abweicht. Mal abgesehen davon, dass die Serie mir inhaltlich sehr gut gefällt, gibt es auch hier Gebärdensprache. Juppieh!
Nachdem ich mich also hier im Ort mittlerweile „wohl“ fühle, zwar noch nicht heimisch (Zuhause ist, wo Mama ist), habe ich mich letzten Sommer dazu entschlossen, einen Kurs an der VHS (die Schule, nicht die Kassette) zu belegen. Dieser fand dann leider nicht statt, weil die Teilnehmerzahlen zu gering waren. Im Februar war es dann aber endlich so weit.
Zwischendurch lag ja Weihnachten. Ich habe mir zu Weihnachten eine Nähmaschine gewünscht und auch bekommen. In der 6. Klasse hatten wir in der Schule Handarbeiten. Das war 1998/1999. Das ist ja nun auch schon eine ganze Weile her (merkt ihr, dass ich alt werde?) und dementsprechend gut sind meine näherischen Qualifikationen.
Aber nicht verzagen, VHS befragen (wieder die Schule, nicht die Kassette). Es gibt auch Nähkurse! Und die beiden Kurse, also Deutsche Gebärdensprache I und Nähen für Anfänger und Fortgeschrittene liegen logistisch günstig am selben Tag nacheinander!
Ich habe nun also jeweils 10 Stunden Gebärdensprache und Nähen gehabt und viel gelernt und probiert. Jetzt war die Sommerpause, aber im Oktober geht es mit beiden Kursen weiter. Deutsche Gebärdensprache II und ein weiterer Nähkurs.
Die DGS ist ja eine richtige Sprache. Ich stand in der ersten Stunde vor dem Problem, dass es mir schwer fiel, die Vokabeln zu beschreiben. Es ist ja nicht wie z.B. mit Englisch oder Spanisch (oder Französisch, Niederländisch, Latein, …), wo ich einfach das ausländische Wort aufschreibe und die deutsche Bedeutung dahinter setze: to read – lesen. Lesen ist lesen aber wie geht lesen auf Gebärdisch? Ich habe also angefangen, alle Wörter, die Marita, unsere Dozentin, aufgeschrieben und „vorgemacht“ hat, zu umschreiben. Das fanden die Kurskolleginnen anfangs ziemlich witzig, als sie aber gemerkt haben, dass ich in der zweiten Stunde noch alles wusste und sie 95% der Gebärden vergessen haben, fingen sie an, meinem Beispiel zu folgen (ich bin ein Trendsetter).
Ich zeige euch mal einige meiner Notizen. Jede Stunde, es waren immer Doppelstunden) habe ich ca. anderthalb bis zwei Seiten geschrieben. Die muss ich mir jetzt alle noch mal angucken, wenn es im Oktober mit der DGS II weitergeht. Vielleicht sollte ich noch einen Kurs in Stenographie belegen?
das ist aus der ersten Stunde …
Hallo! -> Winken. (Hello, Captain Obvious!)
Ich kann übrigens nicht so gut malen, wie man an der Hand mit nur 4 Fingern sieht. (Schaue ich zu oft die Simpsons?)
Besonders gut finde ich übrigens auch: Was? -> Bewegung mit Hände wie Babys
Man merkt an dem falschen und knappen Deutsch, dass ich da extrem unter Zeitdruck leide. Die ist so schnell und ich habe da immer den ganzen Verkehr aufgehalten, weil ich die Gebärde nachmache, dann warte, ob sie mich verbessert und dann überlege, wie ich es beschreiben kann, damit ich drei Wochen später noch weiß, was ich damit wohl meinte
Wer meine Notizen mal „in Aktion“ sehen will, dem empfehle ich die App „Spread Signs“ und auch die dazugehörige Internetseite. Ich habe allerdings schon festgestellt, dass ich einige Sachen anders gelernt habe, als die App es vormacht. Ich gehe davon aus, dass das regionale Unterschiede sind. Ich komme aus Niedersachsen, wir sprechen reines Hochdeutsch. Ein Bayer redet auch anders als ich. Wieso sollte das mit Gebärden nicht auch so sein? Interessant finde ich hier vor allem die länderspezifischen Unterschiede.
Im Nähkurs habe ich damit begonnen, einen Kissenbezug zu nähen. Das ging recht einfach und auch sehr fix. Dann habe ich eine Kulturtasche genäht nach Anleitung eines Nähbuchs, dass es ebenfalls zu Weihnachten gab. Ziel war es, eine Tasche für die Nähmaschine zu nähen, da sie keinen Koffer o.ä. hat und ich es sehr leidig finde, jedes Mal den Karton mitzuschleppen, der übrigens auch keinen Tragegriff hat.
Der Kurs ist um und ich habe es peinlicherweise geschafft, noch keine einzige Naht an der Tasche genäht zu haben. Geschweige denn, dass ich alle Teile vorbereitet habe. Aber im Oktober geht ja der nächste Kurs weiter. Neuer Kurs, neues Glück! Sagt man das nicht so? Außerdem möchte ich eine Aufbewahrung für Chunks® nähen. Falls jemand nicht weiß, was Chunks® sind: Das sind Druckknopf-Oberteile, die man an diversen Schmuck klipsen kann, z.B. an Armbänder, Ketten, Ringe, etc. pp. auf die ein entsprechendes Unterteil angebracht ist. Hier mal ein Link zu DaWanda. Ich finde die Idee sehr schön, da man seinen Schmuck immer an die aktuelle Feier/Jahreszeit/Stimmung/das Outfit anpassen kann.
Wer bis hierhin durchgehalten hat, hat sich meinen Respekt verdient. Und meine Dankbarkeit.
Was ich von euch wissen möchte:
1. Gibt es jemanden unter meinen Lesern, der die Gebärdensprache spricht? Wenn ja, wieso? Seid ihr selbst schwerhörig oder gehörlos oder gibt es in eurer Familie/eurem Umfeld jemanden mit Hörproblemen?
2. Wer von euch bastelt/näht/strickt/stickt/handarbeitet allgemein gern? Kann man eure Kunstwerke irgendwo bewundern oder vielleicht sogar kaufen?
3. Würdet ihr meine Tasche (falls sie jemals fertig wird) und/oder die Chunk®-Aufbewahrung gerne sehen?
4. Mögt ihr Chunk®-Schmuck? Wo kauft ihr Chunks® und wie bewahrt ihr sie auf?
Hab euch gern!