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Kindle vom Handy abfotografiert |
Amerika, 2074. Auf der Flucht vor den Menschen, die nach dem Leben der „Keime“ trachten, findet sich Avery als eine der wenigen Überlebenden mit anderen Flüchtlingen zusammen. Verzweifelt sind sie auf der Suche nach dem verlorenen Frieden ihrer Gesellschaft. Doch genau dies wird ihnen nicht gewährt, schließlich sind sie Keime – Bürger, die dafür verantwortlich gemacht werden, dass das höchste Gut der futuristischen Menschheit – die Wiedergeburt – nicht länger möglich ist.
„Die Keime“ ist der Auftakt einer acht Bände starken All-Age Dystopie und widmet sich mit Leidenschaft den Fragen einer zukünftigen Gesellschaft und der zwischenmenschlichen Philosophie.
(Quelle: amazon.de)
Zum Inhalt des Buches kann ich nicht viel sagen. Zum einen ist nicht viel passiert, zum anderen habe ich das wenige, was passiert ist, nicht wirklich verstanden.
Im Großen und Ganzen ist unsere Protagonistin, Avery, auf der Flucht. Zu Beginn ist sie auf der Flucht, in der Mitte ist sie auf der Flucht. Am Ende ist sie immer noch auf der Flucht. So viel habe ich verstanden: Die Seele durchläuft verschiedene Phasen und wird am Ende in einem neuen Körper wieder geboren. Wann sie von einer Phase in die nächste wechselt, ist immer unterschiedlich. So ist Averys Mutter laut deren Aussagen schon recht früh in die älteste Stufe gewechselt, und Skar, Averys Begleiter, ist im fortgeschrittenen Alter (er hat graue Haare, ich schätze ihn auf etwa 45 aufwärts) immer noch in der ersten Seelenphase. Und nun kehren die Seelen nicht wieder. Anscheinend können die Leute spüren, wenn die Eltern sterben, ob deren Seelen noch da sind oder nicht. Und irgendjemand hat sich überlegt, dass die Menschen, die noch in der ersten Seelenphase sind, Schuld tragen.
Tja, und leider habe ich das meiste Wissen aus dem oberen Absatz NICHT durch Lesen des Buches herausgefunden, sondern durch Lesen anderer Rezensionen. Normalerweise lese ich keine Rezensionen zu Büchern, die ich noch lesen will oder die ich gerade lese. Ich habe immer Angst, dass mir jemand irgendetwas verrät und dann steh ich da mit meinem Talent. Hier aber habe ich sie gelesen in der Hoffnung, dass jemand was verrät.
Dass die Autorin im ersten von acht Teilen nicht alles offenlegt, ist gewollt und an sich ja auch richtig. Aber ich habe leider rein gar nichts verstanden. Was ist los, wieso ist es so und was genau ist das alles? Man sollte allerdings so viel erklären, dass der Leser sich nicht verlassen fühlt. Das ganze Buch über hatte ich immer das Gefühl, dass die Autorin mich „vergessen“ hat. Sie hat mich nicht mitgenommen auf die Reise. Die ganze Hintergrundgeschichte und wichtige Informationen fehlten einfach.
Für mich sehr schwer war auch die sprachliche Hürde. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, bei uns zu Hause wird Deutsch gesprochen, ich war auf einer Privatschule, ich habe mein Abitur, eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein halbes Studium. Und trotzdem…
Frau Mayers (Schreib)Sprache ist sehr poetisch, geschwollen und überladen. Sie braucht acht Sätze, um auf den Punkt zu kommen. Und sie liebt das Partizip Präsens Aktiv, auch Partizip I genannt.
Der schlimmste Satz im ganzen Buch war dieser:
Den Kopf wendend, hebend, schließlich das Sofa verlassend und mit wackligen Schritten erst im Badezimmer nachsehend, versuche ich die Quelle dieser Geräusche zu finden. (Pos. 1235)
Ich bin auch jedes Mal über die Koryphäe gestolpert. Jeder Mensch in Mayers Welt hat eine Koryphäe, die – so habe ich es zumindest verstanden – wohl eine Art Schutzengel ist. Aber die Koryphäe ist nach dem Duden jemand, der auf einem bestimmten Gebiet außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt. Soll also der Schutzengel ein Experte auf dem Schutzengelgebiet sein?
In einem Satz hat die gute Julia mir die Gedanken schon vorab gelesen:
Er zieht mir die Zigarette zwischen den Lippen hervor und verschwindet wieder in der Wohnung, während ich mir das Haar zurückstreiche und nach dem Sinn des Ganzen suche. (Pos. 1991)
Den Sinn suche ich – leider – auch noch.
Ein Fehler ist mir noch aufgefallen. Sie schreibt:
Ein Kind an der Hand ihrer Mutter. (Pos. 2562)
Das Kind heißt es. D-A-S Kind. Das Kind ist also an der Hand SEINER Mutter. Nicht ihrer. Sogar d-a-s Mädchen wäre an der Hand seiner Mutter.
Es gibt noch mehr solcher Beispiele, z.B. schüttelt jemand wortlos den Kopf, sagt aber direkt nach dem Satzzeichen etwas. Sie schüttelt also den Kopf und erst nachdem das Schütteln vorbei ist und der Kopf still steht, fängt sie an zu reden? Das war übrigens Position 3372.
Die Figuren waren bis auf Avery alle eher flach. Okay, wir haben einen Ich-Erzähler (Avery). Avery kann nun mal nicht in die Köpfe der anderen gucken, aber wir erfahren von niemandem etwas. Weder von Skar, der uns den größten Teil des Buches begleitet, noch von Cosima, Cash oder Jorris. Wir wissen, wer ein Keim ist, wer schon weiter ist in seinen Phasen und wer welche Drogen nimmt. Aber das war’s dann auch. Avery philosophiert ewig lang über den Sinn des Lebens und wie schlecht es ihr doch geht und wie sehr sie sich missverstanden fühlt. Ich weiß nicht, ob irgendwo ihr Alter erwähnt wird, aber ich würde sie auf etwa sechzehn Jahre schätzen. Sie benimmt sich allerdings häufig wie eine trotzige Elfjährige.
Mir persönlich hat diese ganze Drogen-Nehmerei gestört. Der Großteil der wichtigen Figuren ist drogenabhängig. Die Symptome beim kalten Entzug werden sehr überzeugend dargestellt. Glaube ich zumindest. Ich kenne niemanden, der Drogen nimmt (hoffe ich) und habe selbst noch nie illegale Drogen probiert (weiß ich!) und ich habe da auch kein Verlangen nach. Aber ich fand es sehr realistisch. Trotzdem schmeißen die sich die Drogen rein, wie andere Wasser trinken. Nicht so meins, ehrlich nicht.
Ich kenne zwei Coverversionen. Zum einen dieses Mädel mit den blauen Augen und dem Krabbelvieh, was man aktuell beim großen Fluss findet. Zum anderen das, was ihr oben seht. Entschuldigt, aber das ist so was von hässlich! Und hat nichts mit dem Buch zu tun. Das neue ist viel viel schöner!
Ich hoffe für all diejenigen, die diese Reihe noch weiterlesen, dass Avery am Ende des achten Bandes nicht mehr auf der Flucht ist. Ich persönlich kann aber auf die anderen sieben Teile verzichten.
Dafür gibt es leider nur
1 von 5 Sternen